3.1.1.1   Containerbauart und -typen, Teil 1
Über 50 % der am Weltmarkt verfügbaren Container gehören Reedereien. Daneben gibt es eine Vielzahl von Leasingfirmen, die ihre Container sowohl an Reeder als auch direkt an Interessenten vermieten. Verladereigene Container sind im Geschäft mit trockenen und flüssigen Massengütern zu finden, das überwiegend mit Bulk- oder Tankcontainer abgewickelt wird. Spezifizierte Angaben über das Aussehen der Container, ihre äußeren und inneren Abmessungen, die Massen und Volumina, Temperatursteuerung, Einrichtungen zur Ladungssicherung und andere Besonderheiten können zumeist den Prospekten der jeweiligen Unternehmen entnommen werden. Im Folgenden können und sollen nur einige Container beispielhaft vorgestellt werden.
 
Gemäß der Codierung der DIN ISO 6346 vom Januar 1996 werden folgende Bauarten unterschieden:
  • Stückgutcontainer
  • Schüttgutcontainer
  • nach dem Frachtgut benannte Container
  • Thermalcontainer
  • oben offene Container
  • Plattformcontainer
  • Tankcontainer
  • Luft/Bodenverkehrscontainer
Innerhalb dieser Gruppen wird je nach Bauart weiter differenziert und ergänzend dazu nach Haupteigenschaften unterschieden. Hinweise zum jeweiligen Code, dem Gruppen- und Bauartschlüssel sind im Abschnitt 3.4 "Größen und Bauartschlüssel" zu finden.
 
Im Laufe der Jahre haben sich Ausdrücke eingebürgert, die nicht immer mit den Normen übereinstimmen oder zusätzlich zu genormten Ausdrücken verwendet werden. Einige davon sollen gleichfalls erläutert werden.
 

Der Begriff Standardcontainer wurde für die als Erstes aufkommenden Container in ihrer Grundform benutzt. Da diese geschlossen waren und sich primär zur Verladung von Stückgut eigneten, wurden/werden sie auch als Stückgutcontainer, Dry-Cargo-Container oder Boxcontainer bezeichnet. Die anfangs gebaute Höhe von 8' ist schon nahezu Geschichte. Die meisten Boxcontainer haben eine Außenhöhe von 8' 6". Stückgutcontainer ohne Belüftung besitzen entweder Öffnungen an einer oder an beiden Stirnseiten.
 
Stückgutcontainer aus Stahlblech ohne Belüftung

 
Die beiden nahezu baugleichen Stahlcontainer können als Standardcontainer bezeichnet werden. Beide Container sind außen 8' 6" hoch und haben keinen Goosenecktunnel. Das sagen die Codierungen 2210 einerseits und 22G1 andererseits aus. Beide Container besitzen Gabelstaplertaschen und Straddle-Carrier Recesses.
 
Luftlöcher in einem Container

 
Auch derartig ausgestattete Container zählen zu den Stückgutcontainern ohne Belüftung, obgleich sie über kleinere Luftlöcher im oberen Bereich des Laderaumes verfügen.
 
20'-Plywood-Container mit Luftlöchern im Dachlängsträger


 
Auch dieser Container fällt unter die Gruppe "Stückgutcontainer ohne Belüftung", obgleich im oberen Bereich des Laderaums über die ganze Länge einzelne Lüftungsöffnungen vorhanden sind.
 

Container mit Stirnwandtüren- und Seitentüren über die volle Länge

 
Eine weitere in der DIN EN ISO 4346 von Januar 1996 vorgesehene Unterart der Stückgutcontainer ohne Belüftung verfügt über "Öffnungen an einer oder an beiden Stirnseiten und zusätzliche volle Öffnungen an einer oder an beiden Seiten".
 
Container mit Stirnwandtüren- und partiellen Öffnungen an der Seite


 
Überdies wird in Container mit "Öffnungen an einer oder an beiden Stirnseiten und zusätzlich partielle Öffnungen an einer oder an beiden Seiten" unterschieden.
 
Mit dem Ausdruck High-Cube-Container wurden ursprünglich alle Container belegt, deren Höhe größer als 8' 6" war. Der Ausdruck wird in der Praxis fast nur noch für Container benutzt, die eine Außenhöhe von 9' 6" haben. Besonderes Augenmerk ist bei diesen Containern auf eventuelle Höhenbeschränkungen im Straßen- und Schienenverkehr zu richten. Die Verwendung spezieller Chassis oder Tragwagen kann erforderlich sein.
 
Vergleich eines High-Cube Containers (9' 6") mit einem 8' 6"-hohen Container

 
Die gelb-schwarze Farbmarkierung an den Oberkanten des High-Cube-Containers dient als Warnung vor der Höhe. Nähere Ausführungen dazu befinden sich im Abschnitt 3.5 über betriebliche Kennzeichen.
 
40'-Container: links 8' 6" hoch, rechts 9' 6" hoch (High-Cube)

 
40'-Container besitzen eine größere Räumte als 20'-Container, d. h., sie sind für Güter mit einem größeren Staufaktor geeignet.
 
Open-Side-Container (O.S.) besitzen feste Stirnwände und ein festes Dach. Die Seiten sind im unteren Bereich durch abklappbare Holz-, Aluminiumprofil- oder Stahlblechbordwände zu verschließen. Diese können in Sektionen geteilt sein. Für den oberen Bereich sind Spriegelhalterungen und Spriegel vorgesehen. Mit Planen kann dieser Bereich abgedeckt werden. Die Beladung erfolgt von der Seite. Es gibt auch Open-Side-Container, die nur an einer Längsseite offen sind. Bei Vergitterung einer offenen Seite können die Container zum Viehtransport eingesetzt werden. Eine weitere Variante sind, mit dieser Bezeichnung allerdings als Binnencontainer, so genannte Falt-Seitenwand-Container.
 
Open-Side-Container, hier als sogenannter Tilt-Container mit Stirnwandtür

 
Open-Side-Container, hier als sogenannter Tilt-Container mit Stirnwandtür

 
Wie auf den Bildern zu erkennen ist, gibt es Open-Side-Container durchaus auch mit Türen an der Rückseite des Containers.
 
Der in vielen Prospekten gemachten Aussage - "Die seitliche Ladungssicherung besteht aus Einsteckbrettern, die zwischen der herausnehmbaren Mittelstütze und den Ecksäulen eingehängt werden." - sollte man nicht trauen. Es gilt grundsätzlich zu prüfen, welche Kräfte diese Konstruktionen aufnehmen können.
 
Open-Top-Open-Side-Container (O.T.O.S.) kombinieren die Besonderheiten der Open-Side- und Open-Top-Container, d. h., Dächer und Seiten sind zu öffnen und mit Planen abzudecken.
 

Da die Breite der normalen Überseecontainer von 8' aus dem amerikanischen Verkehr stammt, sind diese Container für die in Europa verwendeten Paletten mit den Poolmaßen 800 mm x 1.200 mm nicht geeignet. Um diesem Problem zu begegnen, sind palettenkompatible Container von 2,50 m Breite gebaut worden, die jedoch nicht mit den bereits existierenden Binnencontainern von 2,50 m Breite verwechselt werden dürfen.
 
PCC - palettenkompatible 40'Container

 
20' x 8' 6"-Container mit Seitentüren


 
2,50 m breite 20'-Binnencontainer aus dem Angebot der DB

 
20'-x-8'6"-Container mit zwei Stirnwandtüren

 
Stückgutcontainer in Sonderbauart mit Seitentüren

 
10' breiter Stückgutcontainer

 
Stückgutcontainer mit besonderen Zusatzeinrichtungen sollen den Transport besonderer Waren ermöglichen, die ansonsten ohne Beeinträchtigung der Sicherheit nicht befördert werden könnten. Container für hanging garmets können zu dieser Gruppe gezählt werden: Sie sind mit Kleiderstangen ausgestattet, die an speziellen Halteschienen befestigt sind. In den Containern können Textilien - auf Kleiderbügeln hängend - befördert werden.
 
Passiv belüftete Container, auch ventilierte Container genannt, unterscheiden sich äußerlich kaum von den Standardcontainern. Sie dienen dem Transport von zumeist organischen Ladungen mit hohem Feuchtigkeitsgehalt, wie Kaffee- und Kakaobohnen. Durch spezielle Einrichtungen soll erreicht werden, dass die Bildung von Schweißwasser weitestgehend verhindert wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Container auch nach der Art der beförderten Ladung benannt. So ist der Ausdruck Kaffeecontainer weit verbreitet. Es werden zwei Grundvarianten unterschieden:
  • Container mit natürlicher Belüftung nutzen zum Luftaustausch Druckdifferenzen zwischen Innen- und Außenluft. Warme Luft steigt im Container auf und tritt oben aus den Dachlüftungsleisten aus. Durch die Bodenlüftungsleisten tritt dann kühlere Außenluft ein.
     
  • Zwangsbelüftete Container nutzen Ventilatoren sowie Luftführungskanäle und/oder Luftklappen, um den erforderlichen Luftaustausch zu erreichen.
Luftschlitze oder Luftöffnungen sind im Container oft labyrinthartig gebaut, um das Eindringen von Spritzwasser oder Niederschlägen zu verhindern. Oft sind es Öffnungen in den Boden- und Dachlängsträgern, die reguläre Luftkanäle bilden. Manchmal sind nur kleinere, durchlöcherte Flächen in regelmäßigen Abständen an der Außenhaut vorhanden.
 
In der DIN EN ISO 6346 vom Januar 1996 werden unter dem Code V Stückgutcontainer mit Belüftung zusammengefasst. Entweder mit dem Gruppenschlüssel VH oder Bauartschlüsseln wie V0, V2 oder V4. Unterschieden werden:
  • Container mit nicht mechanischer Belüftung im unteren und oberen Bereich des Laderaumes
     
  • Container mit mechanischer Belüftung, die im Container installiert ist und
     
  • Container mit mechanischer Belüftung, die sich außerhalb des Containers befindet.
Stückgutcontainer mit nicht mechanischer Belüftung

nicht mechanische Belüftung im oberen und unteren Bereich des Containers

Stückgutcontainer mit mechanischer Belüf-
tung, die im Container installiert ist

 
Neben den bisher vorgestellten Stückgutcontainern gibt es eine Vielzahl anderer Baumuster. Ein selteneres Exemplar dürfte der nachfolgend abgebildete Container sein.
 
Stückgutcontainer mit Klappen an den Stirn- und Seitenwänden

 
Schüttgutcontainer oder Bulkcontainer können zum Transport loser rieselfähigerWaren verwendet werden. Die DIN EN ISO 6346 vom Januar 1996 unterscheidet unter dem Code B die Gruppenschlüssel BU und BK sowie unterschiedliche Bauartschlüssel für nicht druckbeständige Schüttgutcontainer, die geschlossen oder luftdicht sind, sowie druckbeständige Schüttgutcontainer mit horizontaler Entleerung und mit Kippentladung bei jeweiligen Prüfdrücken von 150 kPa und 265 kPa.
 
oben und rechts:

Einfüll- und Auslauföffnungen unterschiedlicher
Schüttgutcontainer

 
Äußerlich gleichen die normalen Bauweisen bis auf die Einfüll- und Auslauföffnungen den Standardcontainern. Die Einfüllöffnungen oder -dome sind im Dach angeordnet.
Um diese zu erreichen, besitzen einige Container schwenkbare Leitern. Um den Kontakt des Ladegutes mit den Containerwänden zu unterbinden, können Inletts in die Container eingebracht und befestigt werden. Die Entladeklappen befinden sich normalerweise an einer der Stirnseiten. Zumeist sind diese in den Türen integriert. Zeitweise finden sich integrierte kurze Schläuche, mit denen eine Lenkung des Entladestromes erreicht werden kann. Seltener ist die Ausführung mit seitlich angeordneten Auslauföffnungen. In allen vorgenannten Fällen erfolgt die Entladung über die Schwerkraft. Zur Unterstützung des Entladevorgangs werden die Container zumeist geneigt.
 
Chassis mit Kippeinrichtung zum Entleeren von Schüttgutcontainern

 
Spezielle Bulkcontainer ähneln den Tankcontainern. Neben einer Entladung durch Schwerkraft sind spezielle Container am Markt, die über Druckluft entladen werden können.
 
Schüttgutcontainer mit Druckluft-
entladung

Schüttgutcontainer

 
Durch das Einbringen von Inletts oder Liner Bags können normale Stückgutcontainer auch als Schüttgutcontainer verwendet werden:
 
 
Inletts in einem Stückgutcontainer, um Schüttgut zu transportieren

 
Es gibt sowohl wiederverwendbare als auch Einmal-Inletts bzw. Wegwerf-Hüllen.
 
Die DIN EN ISO vom Januar 1996 benennt unter dem Code S und dem Gruppenschlüssel SN "Nach dem Frachtgut benannte Container". Dabei werden beispielsweise Container für den Transport lebender Tiere (Bauartschlüssel S0), Container für den Automobiltransport (Bauartschlüssel S1) und Container für den Transport lebender Fische (Bauartschlüssel S2) angeführt.
 
 

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